In den letzten Jahren hat die gesamte Bitcoin-Community darüber diskutiert, wie man die Skalierbarkeit des Bitcoin-Netzwerks am besten lösen könnte. Mit der wachsenden Anzahl an Nutzern steigt nämlich auch die Anzahl der Transaktionen, die das gegenwärtige Bitcoin-Netzwerk allerdings nicht effektiv verarbeiten kann. Wie lief das alles ab? Worin bestehen die größten Unterschiede zwischen Bitcoin Cash und klassischem Bitcoin? Und kann die Entstehung dieser neuen Währung den Wert oder sogar die Existenz von Bitcoin gefährden?
Bitcoin basiert auf einer dezentralen Datenbank, die eine stetig wachsende Anzahl an Datensätzen speichern und schützen kann. In der Informatik wird diese spezielle Art der Datenbank als Blockchain bezeichnet. Die Bitcoin-Blockchain ist vereinfacht gesprochen also sowas ähnliches wie ein öffentliches Kontobuch, das alle Transaktionsdaten jedes Bitcoin-Nutzers enthält. Die Transaktionen werden in sogenannte Blöcke gegeben, die eine Blockchain bilden. Jede einzelne Transaktion muss immer im Block vermerkt werden. Das Problem dabei ist, dass die Blöcke voll sind und es so zu einer Verlangsamung des Prozesses und der Verifizierung der Transaktionen kommt. Schon heute kann die Verifizierung einer Transaktion mehrere Stunden dauern, in Zukunft könnten es sogar einige Tage werden, wodurch Bitcoin für gängige Zahlungen praktisch unbrauchbar werden würde.
Bitcoin Cash entstand als Reaktion auf dieses Problem und zwar im Zuge einer "Abspaltung" bzw. einer "Fork". Eine Miner-Gruppe (wahrscheinlich in China) hat sich von der Haupt-Blockchain von Bitcoin abgespalten und einen neuen Zweig der ganzen Blockchain-Datenbank geschaffen. Kurz gesagt ging diese Gruppe auf eine neue Software mit neuen Regeln über, nach denen das Netzwerk weiterhin geführt wird. Der erste August markiert also zweifellos einen bedeutsamen Tag in der Geschichte der bisher beliebtesten Kryptowährung - Bitcoin.
Wie schon gesagt wurde, bemühte sich die gesamte Bitcoin-Community um eine Lösung des grundlegenden Problems, um die Authentifizierung der Transaktionen zu erhöhen. Für das Problem bieten sich logischerweise zwei verschiedene Lösungen an. Die erste davon ist die Verringerung der Datenmenge, die im Rahmen jedes Blocks verifiziert werden muss. Die Transaktionen wären so schneller und leichter zu verifizieren. Die zweite Lösung wäre eine Erhöhung des Datenumfangs in jedem Block, was die Verarbeitung mehrerer Daten gleichzeitig ermöglichen würde. Auch diese Lösung würde selbstverständlich die Geschwindigkeit erhöhen.
Fast 90 % der gesamten Bitcoin-Community sahen die Lösung in einer Technologie namens "Segregated Witness" oder auch SegWit2x. Es handelt sich dabei um einen Mechanismus, der die Datenmenge in jedem Block verringert, indem er die sogenannten Signaturdaten aus dem Block entfernt. Sie machen 65 % aller Angaben aus, die in jedem Block verarbeitet werden. Man kann sie aber nicht einfach so herausschneiden, denn die Daten werden daraufhin neu in einem begleitenden, erweiternden Block abgelegt. SegWit2x wird aktuell ins Bitcoin-Netzwerk eingeführt und funktioniert. Bei den fortschreitenden Verhandlungen gibt es auch den Vorschlag, die maximale Größe eines Blocks von 1 MB auf 2 MB zu verdoppeln, was aller Wahrscheinlichkeit im Laufe des Novembers in Kraft treten dürfte. Zusammenfassend kann man diese Maßnahme als "Soft Fork" bezeichnen. Und wodurch unterscheidet sie sich von der "Hard Fork"? Ihre Einführung mündete nicht in die Entstehung einer neuen Kryptowährung.
Einige Bitcoin-Entwickler und Miner-Gruppierungen (Mining-Pools) wollten diese Lösung aber nicht hinnehmen. Die größten Sorgen der Gruppen bestanden darin, dass die Technologie SegWit2x nicht ausreichend transparent ist und ihre Einführung die Dezentralisierung und den demokratischen Charakter der Währung gefährden könnte. Und hier kommt Bitcoin Cash ins Spiel. Diese neue Währung entstand eigentlich als Einwand gegen die Politik der Bitcoin-Gesellschaft. Außerdem kann Bitcoin Cash dank einer komplett neuen und transparenten Software in einem Block bis zu acht mal mehr Transaktionen abwickeln als das verbesserte Bitcoin, Transaktionen werden mit dieser Währung also wesentlich schneller verarbeitet. Dennoch wird Bitcoin Cash als neue Währung sehr skeptisch aufgenommen, und zwar einfach deswegen, weil es nicht genügend Vertrauen hat und gleichzeitig die Vertrauenswürdigkeit des klassischen Bitcoin untergräbt. Die Schaffung der Kryptowährung Bitcoin Cash ist das, was wir als "Hard Fork" bezeichnen können.
Für den gewöhnlichen Bitcoin-Besitzer ist diese Frage die allerwichtigste. Die Antwort darauf lautet aber, dass ihre Bitcoins davon höchstwahrscheinlich gar nicht betroffen sein werden. Sie brauchen sich also nicht unnötig Sorgen zu machen, im Gegenteil könnte dabei sogar etwas für Sie rausspringen. Die Blockchain-Spaltung bedeutet nämlich unter anderem, dass ab erstem August jeder, der Bitcoins besitzt, die gleiche Anzahl an Bitcoin-Cash-Einheiten hat wie er zu dem Zeitpunkt an Bitcoins hatte. So haben auch Sie möglicherweise schon jetzt eine nicht unbeträchtliche Menge an Bitcoin Cash in Ihrer Geldbörse.
Wenn Sie Bitcoins besitzen und alle privaten Schlüssel unter Kontrolle haben, können die gleichen Schlüssel auch für neu geladene Bitcoin-Cash-"Münzen" verwendet werden. Im zweiten Fall besitzen Sie zwar Bitcoins, aber haben keine direkte Kontrolle über einen privaten Schlüssel. Das bedeutet, dass Ihre Bitcoins auf einigen der digitalen Geldbörsen oder etwa an der Börse gespeichert werden. Hier muss überprüft werden, ob die von Ihnen gewählte Plattform Bitcoin Cash unterstützt. Falls nicht, haben Sie Ihr Bitcoin Cash wahrscheinlich für immer verloren. Wenn Bitcoin Cash als Währung hingegen unterstützt wird, können Sie damit machen, was Sie wollen.
Für andere Bedenken könnten die Spekulationen sorgen, dass Bitcoin durch die Spaltung an Wert verlieren könnte. Bitcoin lässt jedoch keinen sichtbaren Fall erkennen, heute bewegt sich sein Wert sogar auf einem historischen Höchststand. Daher können wir guten Gewissens behaupten, dass die Spaltung Bitcoin sogar noch geholfen hat.
Der Abbau von Bitcoin Cash läuft fast völlig gleich ab wie bei Bitcoin. Wenn Sie es also gerne abbauen würden, besteht der einzige Unterschied darin, dass Sie Ihre Rechenleistung in einen Mining-Pool umlenken müssen, der mit der neuen Kryptowährung arbeitet. Der bisher populärste Mining-Pool für Bitcoin Cash stammt aus China. Auf den Seiten von ViaBTC können auch Sie sich registrieren.
Als die Abspaltung stattfand, war das Abbauen von einem Bitcoin-Cash-Block genauso mühsam wie bei Bitcoin. Trotzdem war der Wert von 1 BCC (Bitcoin Cash) mehr als zehnmal kleiner als der Wert von 1 BTC (Bitcoin). Warum sollte man also überhaupt bei Bitcoin Cash abbauen?
Die Antwort liegt in der unscheinbaren Funktion der Bitcoin-Cash-Software, die Komplikationen beim Mining reduziert. Wenn Sie also weniger als 6 Blöcke in 12 Stunden abbauen, verringern sich die Komplikationen beim Mining um 20 %. Der Abbau des ersten Blocks dauerte etwa 13 Stunden, was beduetet, dass die Verringerungsprozess der Komplikationen sechsmal ablief und die Komplikationen beim Mining von Bitcoin Cash im Vergleich zu Bitcoin fast geviertelt wurden. Im Hinblick auf langfristiges Mining ist Bitcoin Cash also zweifellos um einiges attraktiver.
Wie auch Bitcoin stützt sich Bitcoin Cash voll auf seine Community und ist nur dann erfolgreich, wenn ihm genügend Miner und Nutzer ihr Vertrauen schenken. Der Wert einer BCC-Münze bewegte sich letzte Woche um 300 Dollar, zum Zeitpunkt dieses Artikels sind das genauer gesagt etwa 580 Euro. Bitcoin Cash wird aber mehr benötigen als das Vertrauen seiner Miner und Nutzer. Ein großes Problem besteht darin, dass die Geldbörsen und Börsen neue Währungen häufig ablehnen. Auch deshalb blieben die meisten Nutzer von der Spaltung völlig unbetroffen. Ein vielsagendes Indiz ist die Entscheidung von Coinbase, der beliebtesten Wechselbörsen für digitale Währungen, Bitcoin Cash nicht zu unterstützen. Was denken Sie, wird Bitcoin Cash überleben?